Die Obdachlosen in Frankfurt gehören genauso zur Kulisse der Mainmetropole, wie die Skyline. Trotzdem laufen wir lieber schnell an jenen Menschen vorbei, als unser Bewusstsein auf sie zu richten und unsere Ohren für so manch spannende Geschichte zu öffnen. Genau solche Geschichten können Sie bei dieser Führung aus erster Hand von ehemals Obdachlosen hören und in einen Dialog treten, der einen ganz neuen Blick auf Frankfurt wirft.
Die Veranstaltung
Täglich laufen wir mehrmals an ihnen vorbei. Für viele von uns ist es schon so alltäglich, dass wir die schlafenden, in Decken gehüllten Gestalten am Straßenrand, oder die erschöpften Schnorrer am Bahnhof gar nicht mehr bewusst wahrnehmen. Die Führungen des Projekts „Straßenblick“ bieten eine einzigartige Plattform, bisher schlummernden Geschichten zu wecken, einen Dialog zwischen ehemals Obdachlosen und den Führungsteilnehmern herzustellen und somit auch gefestigte Vorurteile abzubauen.
Genau mit diesem Ziel vor Augen wurde das Projekt von einem engagierten Team junger Studierender im Rahmen der studentischen Initiative Enactus Universität Frankfurt e.V. (unifrankfurt.enactus.de) geplant und steht nun in den Startlöchern. Bei Enactus identifizieren Studierende soziale Herausforderungen, entwickeln unternehmerische Konzepte und führen eigenverantwortlich Projekte durch, die von langfristiger Bedeutung sind. Solch eine soziale Idee soll eine wirtschaftlich tragfähige Grundlage schaffen, um Dritten Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen.
Bei Straßenblick ist die angegangene soziale Herausforderung die oben genannte Obdachlosigkeit. Unsere Guides haben bereits den Schritt von der Straße geschafft, suchen aber nach Struktur, regelmäßiger Arbeit und sozialer Akzeptanz. Da ihnen im Alltag oft kein Gehör geschenkt wird und sie selten gesellschaftliche Anerkennung finden, wollen wir ihnen durch die Führungen genau diese Möglichkeit bieten. Durch die Teilnahme an einer Führung können Sie die Stadt Frankfurt aus einem ganz neuen Blickwinkel sehen und Teil eines einzigartigen Projektes sein!
Die Tour mit Ihrem Guide Thomas Adam startet am Eisernen Steg auf der Seite des Museumsufers, führen über den Römer und an der Zeil entlang.
Er zeigt Orte, die für ihn eine besondere Bedeutung zur Zeit seiner Obdachlosigkeit hatten. Er geht nicht auf traditionelle Sehenswürdigkeiten und kulturelle Inhalte ein, sondern schildert mit spannenden Geschichten aus seiner Vergangenheit seinen groben Tagesablauf auf Frankfurter. Dabei beantwortet er alle Fragen der Teilnehmer, ohne die Schattenseiten der Obdachlosigkeit zu verharmlosen.
Einen Einblick zum Event finden Sie im Podcast hier:
Einen kleinen Video-Vorgeschmack zum Event finden Sie hier:
Bildnachweis: Wonge Bergmann für F.A.Z.
Die Partner
Über Thomas Adam
Geboren und aufgewachsen in Hamburg hat Thomas Adam Schlosser gelernt und als solcher gearbeitet. Die Alkoholabhängigkeit hat sein Leben verändert und führte dazu, dass er zwischen 1990 und 2006 mit Unterbrechungen auf Frankfurts Straßen als Obdachloser lebte. Seit 2006 ist er als trockener Alkoholiker in Frankfurt zu Hause und genießt vor allem Spaziergänge im Grünen. Adam würde in seiner norddeutschen Heimat Schnacker genannt werden, denn er redet gerne, viel und vor allem ehrlich. Mit seinem Hamburger Akzent könnte er genauso gut Hafenrundfahren moderieren, stattdessen führt er Sie mit einem ganz anderen Blick durch Frankfurt und macht die Führung durch seine charakterstarke Persönlichkeit zu einem einzigartigen Erlebnis.
Infos
Dauer: ca. 2 Stunden
Treffpunkt: 15 Minuten vor Führungsbeginn am Kopf des Eisernen Stegs auf der Sachsenhäuser Seite
Endpunkt: Konstablerwache
Rollstuhl- und/oder Kinderwagengerecht: Ja
Mindestalter: keine Altersbegrenzung