Wer den alten Offenbacher Friedhof betritt, begibt sich auf eine Zeitreise mit Grabstätten vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert. Umgeben von alten, knorrigen Bäumen mit verwunschenen Ecken, mutet er geradezu märchenhaft an. Er ist Friedhof & zugleich grüne Lunge, Lebensraum für Vögel, Käfer & bedrohte Tierarten & bietet eine Artenvielfalt, wie an keinem anderen Ort der Stadt. Kommen Sie mit auf eine mystische Entdeckungsreise der besonderen Art.
Die Veranstaltung
Ursprünglich als geometrische Anlage angelegt, finden sich die Grabstätten heute nur teilweise entlang der Wege. Die meisten finden sich in einem Meer von Grün – zwischen altem Baumbestand und viel Gehölz – ganz der Natur überlassen.
Man begibt sich auf eine regelrechte Entdeckungsreise in die Geschichte der Stadt. Hier finden sich illustre Namen wie Carl Ulrich und Friedrich Metzler ebenso wie zwei Offenbacher Originale, das Streichholzkarlche und der Maabär. Aber auch die Gräber von Industriellen wie die Familien Bernard und d’Orville oder die Familie André, die zur Verbreitung von noch nicht veröffentlichten Stücken von Mozart beitrug und Offenbach damit zur Mozartstadt machte.
Die Grabmalskunst reicht vom Spätbarock, über den Jugendstil bis zu Moderne, wobei christliche Motive nicht dominieren. Es gibt jedoch auch Ungewöhnliches, wie das Grab Spichartz bei dem ein Hund vor einem Baumstamm mit Jagdutensilien liegt.
Hier wird auch wieder einmal deutlich, dass die Offenbacher schon immer etwas anders – moderner und liberaler – waren. So kam es, dass der christliche und jüdische Teil des Friedhofs nahtlos ineinander übergehen. Auch näherten sich die jüdischen Grabmale in der Gestaltung ab der Jahrhundertwende den christlichen Grabmalen an, verzichteten jedoch, mit einer Ausnahme, auf figürliche Motive.
In Offenbach wurde auch das zweite Krematorium Deutschlands errichtet, das jedoch dank fehlender gesetzlicher Regelungen erst als Nummer vier eröffnen konnte.
Auch an Freigeistern fehlt es nicht. So versagten die Geistlichen die Teilnahme an Trauerfeiern, wenn der Verstorbene ein Mitglied der SPD war, dann hielten führende Parteimitglieder, wie Carl Ulrich, die Trauerrede.
Da es bis heute keinen kompletten Belegungsplan gibt, finden Sie vielleicht abseits der Wege unter Gestrüpp und Gehölz noch manch unentdeckte Grabmale.
Bitte beachten Sie: Bei schlechtem Wetter ist festes Schuhwerk empfohlen, da die Wege nicht immer befestigt sind. Die männlichen Teilnehmer werden gebeten, eine Kopfbedeckung mitzubringen, da nach jüdischer Tradition es nur gestattet ist, den Friedhof mit einer Mütze, Kappe oder einer Kippa zu betreten, auch wenn hier ein nahtloser Übergang vom Christlichen zum Jüdischen Teils des Friedhofs erfolgt.
Für den Besuch des Friedhofs bitten wir die Herren eine Kopfbedeckung mitzubringen.
Infos
Dauer: ca. 2 - 2,5 Stunden
Treffpunkt: 15 Minuten vor Führungsbeginn am Eingang Friedhofstraße 21, Buslinie 102 Alter Friedhof
Endpunkt: Alter Friedhof
Rollstuhl- und/oder Kinderwagengerecht: Ja
Mindestalter: keine Altersbegrenzung